GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG - BERLIN, 11.11.2010 Präventionsbericht 2010: Starkes Engagement der Krankenkassen - vor allem betriebliche Gesundheitsförderung profitiert

GKV-Spitzenverband

Die gesetzlichen Krankenkassen haben ihr Engagement für Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung im Jahr 2009 vorangetrieben und mehr Menschen erreicht als 2008, nämlich fast fünf Millionen direkt und etwa ebenso viele indirekt. Diese positive Bilanz ziehen der GKV-Spitzenverband und der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen im aktuellen Präventionsbericht. Insgesamt haben die Krankenkassen rund 311 Mio. Euro im Jahr 2009 für Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung ausgegeben. Mit durchschnittlichen 4,44 Euro pro gesetzlich Versichertem investierten die Kassen damit fast 60 Prozent mehr als vom Gesetzgeber vorgeschrieben (Richtwert 2,82 Euro).

Der Präventionsbericht 2010 dokumentiert die Leistungen der Krankenkassen nach den Paragraphen 20 (primäre Prävention) und 20a (betriebliche Gesundheitsför-derung) des Fünften Buches des Sozialgesetzbuches (SGB V). Darunter fallen z. B. Kurse zur Bewegungsförderung und Stressbewältigung, Gesundheitsförderungs-projekte in Kindertagesstätten und Schulen und nicht zuletzt die Aktivitäten der betrieblichen Gesundheitsförderung etwa zur gesundheitsgerechten Mitarbeiter-führung oder zur Reduzierung und besseren Bewältigung arbeitsbedingter Belastungen.

Leistungsausbau in der betrieblichen Gesundheitsförderung

Intensiviert haben die Kassen vor allem noch einmal ihr Engagement in der betrieb-lichen Gesundheitsförderung (BGF): Im Berichtsjahr 2009 wurden zwölf Prozent mehr Betriebe erreicht und die Ausgaben um zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2008 gesteigert. Auch die Zahl der mit BGF-Maßnahmen direkt und indirekt, also z. B. über geschulte Multiplikatoren, erreichten Beschäftigten stieg um vier Prozent auf einen Stand von über 850.000 (Vorjahr rund 820.000 Beschäftigte). Schwerpunkt der Projekte war dabei mit 32 Prozent das verarbeitende Gewerbe, aber auch der Dienstleistungsbereich hat entsprechend dem wirtschaftlichen Strukturwandel an Bedeutung gewonnen. In der Regel handelt es sich hier um längerfristig angelegte Vorhaben, z. B. zur Reduzierung von körperlichen Belastungen, Stressvermeidung oder Suchtprävention.

Mit primärpräventiven Maßnahmen Gesundheitschancen verbessert

Menschen, die sozial bedingt ungünstige Gesundheitschancen haben, gleichzeitig aber Angebote der Gesundheitsförderung von sich aus seltener nutzen, lassen sich am besten in ihren unmittelbaren Lebenswelten – den sogenannten Settings – erreichen. Das sind z. B. Stadtteile, Kindertagesstätten, Schulen und Altenheime. Hauptzielgruppen der Krankenkassen im Bereich des Setting-Ansatzes sind Kinder und Jugendliche: Auf ihre Lebenswelten konzentrieren sich 86 Prozent aller do-kumentierten Projekte. So haben die Krankenkassen mit ihren Angeboten etwa zu Themen wie Bewegung und gesunder Ernährung inzwischen rund 30 Prozent der Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen ansprechen können. Insgesamt wurden mit den lebensweltbezogenen Maßnahmen in 2009 über 6,9 Mio. Menschen direkt und indirekt erreicht (Vorjahr rund sechs Mio.).

Auch die individuellen Präventionsangebote sind bei den Versicherten nach wie vor sehr beliebt: Im Jahr 2009 haben mehr als 2,1 Mio. Versicherte an Kursen zur Be-wegungsförderung, Ernährungsberatung, Stressbewältigung oder Raucherentwöhnung teilgenommen – 44.000 mehr als im Vorjahr.

Während bei der lebensweltbezogenen Prävention wie auch bei der betrieblichen Gesundheitsförderung der Leistungsausbau im Vergleich zum Vorjahr mit höheren Ausgaben einherging (Setting-Maßnahmen 2008: 18,6 Mio. Euro, 2009: 18,8 Mio. Euro und BGF 2008: 35,9 Mio. Euro, 2009: 39,5 Mio. Euro), konnte die gestiegene Teilnahme der Versicherten an Gesundheitskursen sogar mit verringerten Kosten er-reicht werden (2008: 285 Mio. Euro, 2009: 252 Mio. Euro). Der Ausgabenrückgang bei den Kursen wirkte sich signifikant auf das Gesamtergebnis aus. Ein Rückgang der Ausgaben insgesamt bedeutet jedoch nicht, dass die Kassen zulasten der Versi-cherten gespart hätten, da sie mehr Menschen mit ihren Präventionsangeboten er-reicht haben. Vielmehr haben sie die vorhandenen Mittel noch effizienter eingesetzt und Wirtschaftlichkeitsreserven gehoben.

Prävention - nicht allein Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung

Der Präventionsbericht 2010 belegt, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) diesem Leistungsbereich ungeachtet der wirtschaftlichen Turbulenzen des Krisen-jahres 2009 weiter hohe Bedeutung zumisst. Allerdings erwarten die Krankenkas-sen, dass auch die übrigen für Prävention verantwortlichen Akteure ihre Aufgaben erfüllen und sich nicht zu Lasten der GKV daraus zurückziehen. Notwendig ist eine koordinierte Strategie auf allen beteiligten Ebenen zusammen mit Bund, Ländern und Kommunen unter Einschluss der Medien, der Vereine und des bürgerschaftli-chen Engagements. Denn Prävention ist weder eine rein medizinische Domäne noch ein Verschiebebahnhof zu Lasten der GKV - sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch als neue, zusätzliche Einnahmequelle für niedergelassene Ärzte darf Prävention nicht missbraucht werden.

Den Präventionsbericht 2010 finden Sie auf den Seiten des GKV-Spitzenverbands www.gkv-spitzenverband.de oder des MDS unter www.mds-ev.org im Internet.

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