PRESSEMITTEILUNG - BERLIN, 10.09.2008 Bereits 30.000 neue Stellen für Pflegekräfte entstanden - Pflege-Sonderprogramm unnötig

GKV-Spitzenverband

„Wir brauchen kein Pflege-Sonderprogramm, denn der Rückgang der Pflegekräfte in den Krankenhäusern spiegelt lediglich den Wandel in der stationären Versorgung wider. Immer mehr Krankenhausbetten stehen leer und die Pflege hat sich verlagert. 30.000 Pflegekräfte, die heute weniger im Krankenhaus sind, arbeiten jetzt in Pflegeheimen und in der ambulanten Pflege. Es wäre falsch, jetzt ein Einstellungsprogramm zu initiieren, das Pflegekräfte vermehrt dort einstellt, wo die Pflege zunehmend weniger stattfindet. Trotz dieser grundsätzlichen Bedenken wird sich der GKV-Spitzenverband an allen drei Arbeitsgruppen konstruktiv beteiligen, die auf dem heutigen Pflegegipfel im Bundesgesundheitsministerium vereinbart worden sind“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorsitzende des Vorstands des GKV-Spitzenverbandes anlässlich des heutigen „Pflegegipfels“ im Bundesgesundheitsministerium.

Selbstverständlich steht es den Krankenhäusern frei, ihre Pflegekräfte besser zu bezahlen oder individuell zusätzliche Pflegekräfte einzustellen. Ziel des im Jahr 1999 mit der GKV-Gesundheitsreform 2000 beschlossenen neuen Vergütungssystems für die Krankenhäuser war es gerade, den Krankenhäusern selbst die Verantwortung für die Organisation ihres Betriebes zu geben. Politisch initiierte Sonderprogramme hebeln dies wieder aus. Um die laufenden Ausgaben der Krankenhäuser zu decken, haben sie Jahr für Jahr mehr Geld von den Krankenkassen bekommen. In diesem Jahr stiegen die Krankenhauseinnahmen um rund eine Milliarde Euro und selbst ohne jegliche Krankenhausreform erhalten sie im nächsten Jahr sogar rund 2,3 Milliarden Euro mehr Geld. Im Übrigen sind die Tarifsteigerungen, mit denen die Krankenhäuser jetzt ihre Forderungen begründen, von ihnen selbst zuvor über die Tarifverhandlungen vereinbart worden. Nun sollen die Beitragszahler dafür zahlen. Das ist ein klassisches Geschäft zu Lasten Dritter. Ein solches Verhalten sollte die Politik nicht noch durch gesetzliche Regelungen, die nur Einzelinteressen befriedigen, unterstützen.

30.000 zusätzliche Pflegekräfte außerhalb der Krankenhäuser

Die Anzahl der belegten Betten in Krankenhäusern geht kontinuierlich zurück, folgerichtig werden auch die Pflegekräfte innerhalb der Krankenhäuser weniger. Gleichzeitig nehmen jedoch die Pflegekräfte in der ambulanten Pflege und in speziellen Pflegeeinrichtungen zu. Von 1999 bis 2005 ist die Anzahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern von 334.890 um rund 30.000 auf 302.346 zurückgegangen. Im selben Zeitraum sind in der stationären Pflege 14.800 und in der ambulanten Pflege 15.200 Pflegekräfte hinzugekommen. In der Summe haben wir in Deutschland weiterhin rund

445.000 Pflegekräfte. Gleichzeitig wurden vielfach Arbeiten, die früher von Pflegekräften mitgemacht worden sind (Betten machen, Essen austeilen etc.), an nicht-pflegerisches Personal übergeben. In der Krankenhausstatistik taucht dieses Personal manchmal nur noch unter „Sachkosten“ auf, da diese Aufgaben vielfach an Drittfirmen „outgesourct“ werden. Die Anzahl der Personen, die für echte Pflege zur Verfügung stehen, ist gestiegen.

65.000 Patienten weniger – Anzahl Pflegekräfte pro Bett gestiegen

Pro Nacht liegen im Durchschnitt in ganz Deutschland rund 390.000 Menschen im Krankenhaus. Das sind 65.000 weniger als 1999. Dies liegt vor allem daran, dass die Menschen immer kürzer im Krankenhaus sind; die „Verweildauer“ ist gesunken. Lag sie 1990 noch bei 14,7 Tagen, sank sie über 9,9 Tage in 1999 auf nur noch 8,5 Tage in 2006.

Der Rückgang der Zahl der Pflegekräfte war dabei geringer als der Rückgang der belegten Krankenhausbetten. Arbeiteten 1999 noch 72 Pflegekräfte je 100 belegte Betten, so sind es jetzt 77. Trotz der von den Krankenhäusern angeführten steigenden Fallzahl hat es also keine grundlegende Steigerung des Pflegeaufwands gegeben.

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