IBIP – Interkulturelle BrückenbauerInnen in der Pflege

Gegenstand

Aktuell haben 1,4 Mio. der über 65-jährigen deutschen Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Dieser Anteil wird bis 2030 auf prognostiziert 2,8 Mio. anwachsen, das bedeutet, Menschen mit Einwanderungserfahrungen stellen die schnellst anwachsende Bevölkerungsgruppe dar. Ihre Alters- und Pflegevorstellungen sind sowohl durch ihre jeweilige Herkunftskultur als auch durch die Migrationserfahrung und das Leben in Deutschland geprägt. Daraus resultieren große Herausforderungen für die Pflege, denn diesen sozialen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Besonderheiten der eingewanderten Menschen gilt es Rechnung zu tragen durch eine Weiterentwicklung und Ausrichtung der vorhandenen Angebote. Dies Modellvorhaben hat deshalb neue Zugangswege zur Pflegeberatung ausprobiert, um Einwanderer verstärkt am bestehenden Hilfesystem zu beteiligen.

Projektnehmer

Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V. (DWS)

Projektadresse

Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V.
Wilhelmstr. 115
10963 Berlin

Kooperationspartner

AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
Diakonie-Pflege Verbund Berlin
Diakoniewerk Simeon gGmbH, Fachbereich Soziales und Integration
Diakonisches Bildungszentrum Lobetal
Ev. Geriatriezentrum Berlin gGmbH – Pflegestützpunkt Berlin-Mitte

Wissenschaftliche Begleitung

Camino Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH

Homepage

www.diakonie-stadtmitte.de

Laufzeit

01.09.2015 – 31.08.2018

Kurzdarstellung des Projektes

Das Modellvorhaben hat auf der Grundlage der positiven Erfahrungen mit dem Einsatz von interkulturell geschulten BrückenbauerInnen in den Stadtteilmütterprojekten einen ähnlichen Ansatz in der Pflege versucht.

So wurden Frauen und Männer unterschiedlicher Muttersprachen zu Themen der Pflege ausführlich geschult, um danach vermittelnd – „Brücken bauend“ – zwischen den Pflegekräften sowie Einrichtungen der Pflege und den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen mit Migrationshintergrund tätig zu werden.

Ziel war es, damit Menschen mit Pflegebedarf und Migrationshintergrund niedrigschwellig zu erreichen und kultursensibel über ihre Ansprüche und vorhandene Hilfsangebote aufzuklären und zu beraten. Gleichzeitig sollten in den Einrichtungen der Pflege Maßnahmen zur Interkulturellen Öffnung eingeführt werden. Weiterhin sollten die BrückenbauerInnen migrantische SeniorInnen an unterschiedlichen Treffpunkten auch im Vorfeld von Pflegebedürftigkeit aufsuchen und hier beratend tätig werden.

Ansetzen sollte das Modellprojekt an einschlägigen Schnittstellen im Pflegekontext, vorrangig durch Unterstützung der Beratungen

  • in den beteiligten Pflegestützpunkten in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln,
  • im Beratungskontext nach § 7a-b SGB XI,
  • darüber hinaus bei der Begleitung der obligatorischen Besuche von Pflegefachkräften nach § 37, 3 SGB XI bei pflegenden Angehörigen,
  • in der Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK),
  • in Einrichtungen, die sonstige Hilfs- und Unterstützungsangebote (z. B. SeniorInnentreffpunkte mit interkultureller Ausrichtung) vorhalten.

Die wissenschaftliche Begleitung

Die wissenschaftliche Begleitung des Modellvorhabens „Interkulturelle BrückenbauerInnen in der Pflege“ verfolgte mehrere Ziele:

  • Erstellung einer Bestandsaufnahme als Baseline,
  • kontinuierliche Dokumentation der zentralen Maßnahmen der Projektumsetzung, insbesondere der Aktivitäten der BrückenbauerInnen,
  • Überprüfung der Zielerreichung und der anvisierten Ergebnisse des Projektes sowie
  • kontinuierliche Rückmeldung und somit Unterstützung bei der Weiterentwicklung und Qualifizierung der Projektkonzeption.

Dabei bezog sich die wissenschaftliche Begleitung auf drei Ebenen:

  • Menschen mit Migrationshintergrund, die durch das Projekt erreicht, informiert und beraten werden, sowohl (potentiell) Gepflegte als auch pflegende Angehörige – hier geht es beispielsweise um Bedarfe, Erwartungen und Wünsche sowie um Veränderungen bei der Inanspruchnahme von Hilfen –,
  • professionelle Mitarbeitende in der Pflege – Sensibilisierungsprozesse, Erhöhung interkultureller Kompetenzen – und
  • die interkulturellen BrückenbauerInnen – Lernprozesse, Entwicklungen und Perspektiven.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wurde auf verschiedene anerkannte Methoden der empirischen Sozialforschung zurückgegriffen. Dabei wurden quantitative und qualitative Methoden miteinander verknüpft.

Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation erfolgte in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Olivia Dibelius, Leiterin des Studienganges Pflegemanagement an der Evangelischen Hochschule Berlin.

Überführung in die Regelversorgung

Das Modellprojekt verlief so erfolgreich, dass es zum 1. September 2018 in Berlin in die Pflegestützpunkte übernommen wurde.

Dokumente und Links