Patienten, die sich behandeln lassen, erwarten heute zu Recht eine qualitativ hochwertige, sichere, sachgerechte und ausreichend erprobte medizinische Versorgung. Leider erfüllt sich besonders im Krankenhaus diese Erwartung beim Einsatz von innovativen Medizinprodukten nicht immer. Gerade zum Markteintritt gibt es vergleichsweise wenig verlässliches Wissen über die neuen Produkte oder Verfahren. Dennoch gelangen neue Medizinprodukte in der Regel über die Krankenhäuser flächendeckend in die Versorgung.
Ärzte und Patienten verbinden mit Innovationen die Hoffnung, dass neue Verfahren und Produkte weniger invasiv sind, weniger Nebenwirkungen haben oder durch sie die Heilungschancen steigen. Der Bedarf an medizinischen Innovationen wächst daher stetig – mit der Konsequenz, dass immer öfter Produkte mit neuen Materialien oder neuartigem Wirkmechanismus als innovativ und dringend erforderlich auf den Markt gebracht werden, ohne dass man über ihre tatsächliche Wirksamkeit, ihre Haltbarkeit oder ihre Anwendungsrisiken ausreichend Bescheid weiß.
- Die Mitralklappe des Herzens schließt nicht mehr richtig? Statt aufwendig zu operieren, könnte man nun unter Einsatz eines Katheters die Klappensegel mit einem Clip zusammenheften und damit die Öffnung verkleinern.
- Der Blutdruck bleibt trotz intensiver Medikamentengabe zu hoch? Ein implantierbarer Nervenstimulator oder ein Gerät zur Verödung von Nervenbahnen an den Nieren verspricht Abhilfe.
- Die Implantation eines Einkammer-Herzschrittmachers ist nötig, aber es soll aus kosmetischen Gründen kein Schrittmacheraggregat im Unterhautfettgewebe unterm Schlüsselbein sichtbar sein? Dem ließe sich abhelfen, indem ein kleiner Schrittmacher mit Aggregat mittels Kathetereingriff direkt in die Herzkammer eingesetzt wird.
Jede dieser Innovationen klingt vielversprechend – aber bei ihrer Einführung blieben wesentliche Risikofragen unbeantwortet.