Mittwoch und Freitag hat am Nachmittag der Großteil der Arztpraxen geschlossen, Sprechstunden am Abend sind eher selten, am Samstag werden sie faktisch gar nicht angeboten. „Kein Wunder, dass immer mehr Menschen in die Notaufnahmen der Krankenhäuser gehen. Denn Krankheiten richten sich nicht nach den Lieblingsöffnungszeiten der niedergelassenen Ärzte“, resümiert Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage unter 1.400 niedergelassenen Ärzten in einem Gespräch mit dpa.
Danach haben mittwochs zwischen 14.00 und 17.00 Uhr 20 Prozent der Praxen Sprechstunden, freitags unter 20 Prozent. Am Montag, Dienstag und Donnerstag bieten etwa 52 bzw. 53 und 59 Prozent der befragten Praxen Sprechstunden nach 18 Uhr an. Bisher hat rund jede zehnte Arztpraxis zumindest zwischen 19.00 und 20.00 Uhr Sprechstunde. „Diesem guten Vorbild sollten viele Ärzte folgen, damit die Menschen besser versorgt werden können. Gerade am frühen Abend und an den Wochenenden muss sich einiges ändern“, so von Stackelberg weiter.
Stackelberg mahnt zudem an, dass Ärzte, die nur die Mindestzahl von derzeit 20 Sprechstunden pro Woche anbieten, in dieser Zeit keine Privatpatienten behandeln und Privatleistungen anbieten dürften: „Für private Zusatzgeschäfte müssen zusätzliche Termine und Sprechstunden angeboten werden“, fordert er. In der vom GKV-Spitzenverband in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage gaben 99 Prozent der Ärzte an, in den Sprechzeiten auch Privatpatienten zu behandeln.
Damit es nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch genug Ärzte für die ganz normalen Erkrankungen gibt, müsse zudem stärker vorgegeben werden, was im Rahmen von Sprechstunden möglich ist und was nicht: „Manchmal gibt es nur auf dem Papier genug Ärzte, weil zum Beispiel ausreichend Augenärzte da sind, diese aber operieren und deshalb für einfache Augenerkrankungen oder Routineuntersuchungen keine Zeit haben“, erläutert er gegenüber dpa. "Hier müssen Ärzte und Krankenkassen bei der Verbesserung der Bedarfsplanung Hand in Hand arbeiten“, so von Stackelberg abschließend.