Gegenstand
Evaluation der Effektivität und Effizienz eines integrierten Versorgungssystems. Einführung, Erprobung und Validierung eines Beratungsmodells einschließlich der Beurteilung von Beratungsleistungen
Projektnehmer
Verein Alter und Soziales e. V.
Wissenschaftliche Begleitung
iso-Institut Saabrücken
Projektadresse:
Wilhelmstraße 5
59227 Ahlen
Laufzeit
01.01.2004 – 31.12.2006
Kurzdarstellung des Projektes
Seit 1993 arbeitet die Koordinationsstelle Ambulanter Angebote als Modellprojekt, getragen vom Verein Alter und Soziales e.V., an der Verbesserung der Lebensqualität älterer hilfs- und pflegebedürftiger Menschen. Insbesondere die Pflege- und Wohnberatung hat sich zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt in dem Versorgungssystem entwickelt und verhilft älteren Menschen zu einem möglichst langen Verbleib in der häuslichen Umgebung.
Ziel des Modellprojektes war die Effektivitäts- und Effizienzprüfung der durchgeführten Beratungsleistungen.
Um diese umfangreiche Untersuchung durchzuführen, hat die KAA, neben der Weiterentwicklung der Pflege- und Wohnberatung und deren Kooperationen mit den anderen Diensten, mit drei Instituten mit folgenden Fragestellungen zusammengearbeitet:
Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn
Aufgaben: Orientierungsscreening und Qualitätsstandards
Zum einen sollte das in der KAA bereits entwickelte, aber noch nicht erprobte Screeninginstrument, das einer ersten schnellen Einschätzung des Beraters bzgl. der erforderlichen Beratungsinhalte und des Zeitumfangs der Beratung dient, evaluiert und weiterentwickelt werden. So sollte den Kostenträgern vor Beginn der Beratung die Möglichkeit der Einschätzung des zu gewährenden finanziellen Rahmens gegeben werden.
Zum anderen sollten ortsunabhängige Qualitätsstandards für die Pflege- und Wohnberatung ermittelt werden, um die Voraussetzungen für effektive Arbeit zu benennen.
Umsetzung
Zur Weiterentwicklung des Orientierungsscreenings sollten Leistungsprodukte der Pflege- und Wohnberatung ausfindig gemacht werden, die bestimmten AdressatInnengruppen zugeordnet werden können. Dieses Arbeitsinstrument wurde in enger Zusammenarbeit mit der Pflege- und Wohnberatung in Ahlen erprobt.
Die ortsunabhängigen Qualitätsstandards der Pflege- und Wohnberatung wurden erstellt:
- erstens auf der Grundlage der in Ahlen bereits entwickelten Arbeitsgrundlagen und -instrumente (Leistungskatalog, Qualitätsstandards, Software) sowie
- zweitens mit Blick auf die aktuelle Fachliteratur und
- drittens nach Auswertung der Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Pflege- und Wohnberatungsstellen.
Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Berlin
Aufgabe: Wirksamkeitsprüfung
Auf der Grundlage des in Ahlen erreichten Versorgungsniveaus wurde eine Vergleichsstudie durchgeführt zwischen Pflegebedürftigen in Ahlen und denen in einer anderen vergleichbaren Region, die nicht das Angebot der Pflege- und Wohnberatung in der Ahlener Form sowie auch nicht den hohen Vernetzungsgrad der Versorgungsstrukturen und die Fülle von komplementären Angeboten für Pflegebedürftige und Angehörige wie in Ahlen hatte. Durch diesen Vergleich konnte die ökonomische Relevanz der Pflege- und Wohnberatung im Zusammenspiel mit dem ausgebauten und vernetzen Versorgungssystem untersucht werden. Eine Befragung von Betroffenen in Ahlen ergänzt diese Untersuchung.
Umsetzung
Routinemäßig erfasste Kranken- und Pflegekassendaten pflegebedürftiger Menschen in Ahlen und in einer Vergleichsstadt wurden unter den folgenden Fragestellungen ausgewertet:
- Verzögert oder verhindert die Fallbetreuung des Pflege- und Wohnberaters unerwünschte Umzüge ins Pflegeheim und hilft sie, Krankenhauseinweisungen aus Versorgungsgründen zu vermeiden oder Krankenhausaufenthalte zu verkürzen?
- Welche Kostenträger (Sozialhilfeträger, Kranken- und Pflegeversicherung) profitieren ökonomisch in welchem Umfang von den Auswirkungen (Heimvermeidung etc.) der Arbeit der Pflege- und Wohnberater?
Die Befragung von Betroffenen wird in Form eines mehrstufigen Forschungsdesigns erfolgen.
iso-Institut Saarbrücken
Aufgabe: Fallstudien und Koordination der wissenschaftlichen Begleitung
Das iso-Institut hat auf der Basis von Experten- und Klienteninterviews Fallstudien erarbeitet. Damit ist auch die kundenspezifische Perspektive in die Beurteilung des Ahlener Systems integriert. Ziel der Fallstudien war es, zielgruppentypische Beratungsverläufe aufzuzeigen. Dabei sollten auch die den Beratungsprozess hemmenden und fördernden Faktoren identifiziert werden. Neben der Erarbeitung der Fallstudien übernahm das iso-Institut auch die Koordination der wissenschaftlichen Begleitung im Rahmen des Forschungsverbundes.
In der Erhebungsphase sind ca. 30 Interviews mit ExpertInnenen und KlientInnen durchgeführt worden. In ausgewählten Fällen wurde nach etwa 12 Monaten ein zweites Gespräch durchgeführt, um etwaige Verfahrensänderungen in die Auswertung miteinbeziehen zu können.
KAA - Pflege- und Wohnberatung
Aufgabe: Weiterentwicklung der Pflege- und Wohnberatung und der Kooperationen
Ziel war es, den Hilfeprozeß mit der Methode Case-Management unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren, u.U. bestehende Strukturen weiterzuentwickeln und Wege der Wirkungssteigerung aufzuzeigen und zu erproben. Neben der Arbeit der KAA sollte die Kooperation im Hilfenetz durch gezielte Methodenkritik und Weiterentwicklung der Verfahren unter Nutzung moderner EDV-Technik an Effektivität und Effizienz zunehmen.
Umsetzung
Weiterentwicklung auf Basis einer Bestands- und Bedarfsanalyse:
- gemeinsame kritische Bestandsaufnahme der Kooperationsbeziehungen und -verfahren, des Leistungskatalogs und der Qualitätsstandards im Versorgungssystem unter dem Aspekt der Effektivitäts- und Effizienzsteigerung
- Bedarfsermittlung – Klärung und Definition von idealtypischen Verfahren und Abläufen um die Kommunikation und Kooperation der Dienste zu optimieren
- Erfassen von Ressourcen der PartnerInnen mit dem Ziel des Ausbaus von Synergien und der Vermeidung redundanter Leistungen
- weitergehende Vereinbarungen auf optimierte standardisierte und EDV-gestützte Verfahren und Überleitungen, Ausbau der Professionalisierung und Standardisierung der Kooperationen und Kommunikationen im Pflegesystem in gedeihlichem Ausmaß, Absicherung persönlich geprägter Überleitungen und Kooperationen durch ein vereinbartes Verfahren
und Erhöhung der Beratungsdichte u.a. durch Ausbau von bedeutsamen Kooperationen:
- weitere Standardisierung der Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus und Weiterentwicklung der Beratung von einer reinen Angebots- zu einer "Wahl-Regelleistung".
- Intensivierung der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ÄrztInnen durch Bereitstellung von Pflegebasisdaten (unter Beachtung des Datenschutzes) mit dem Ziel redundanzfreier, zielgenauer Abstimmung medizinischer, rehabilitativer und pflegerischer Leistungen.
Ausblick
Die Ergebnisse der Studien haben erstmals auf dem Gebiet integrierter Versorgungsformen/Pflege- und Wohnberatung sowohl evaluierte Arbeitsinstrumente zur Verfügung gestellt als auch Aussagen über die Effizienz der Leistung einer Pflege- und Wohnberatung in Kombination mit einem weit ausgebauten ambulanten Versorgungsnetz ermöglicht.
Projektergebnisse
Ausführliche Ergebnisse des Modellvorhabens können dem Endbericht unter Dokumente und Links entnommen werden.