Gegenstand
Entwicklung und Evaluation von Koordinierungsstrukturen zur regionalen Steuerung des freiwilligen Engagements
Projektnehmer
Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e. V.
Wissenschaftliche Begleitung
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Martin Luther Universität
Projektadresse
Mittelstraße 14
06108 Halle (Saale)
Laufzeit
01.01.2004 - 30.04.2006
Kurzdarstellung des Projektes
Das Projekt wurde von der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. durchgeführt und vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wissenschaftlich begleitet.
Das Projekt zielte auf eine wirkungsvolle regionale Koordination und Vernetzung ehrenamtlicher und hauptamtlicher Versorgungsstrukturen in der Altenhilfe.
Hintergrund des Modellprojektes
Gerade ältere pflegebedürftige Menschen erleben in der heutigen Zeit eine deutliche Abnahme der Hilfen durch Ehepartner, Freunde, Bekannte oder Kinder. Das Netz sozialer Beziehungen wird bei gleichzeitig steigendem Unterstützungsbedarf mit zunehmendem Alter eher durchlässiger. Die daraus resultierende Vereinsamung und der innere Rückzug wirken sich sowohl auf das Wohlbefinden als auch auf die körperliche bzw. geistige Mobilität und Selbstständigkeit aus. Die Bedürfnisse und Wünsche der Pflegebedürftigen nach sozialer Integration und Partizipation können innerhalb der professionellen Hilfearrangements aufgrund relativ strenger zeitlicher und organisatorischer Vorgaben nur bedingt erfüllt werden.
Ehrenamtliche Besuchsdienste könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, entstandene Lücken im sozialen Netz pflegebedürftiger Menschen zu füllen.
Persönliche Betreuung und Hilfsdienste außerhalb der professionellen Leistungserbringung sowie ein Beziehungsaufbau jenseits der institutionellen Rahmenbedingungen in Alten- und Pflegeheimen verstärken das Gefühl gesellschaftlicher Partizipation bei den Pflegebedürftigen, erhöhen ihre Lebensqualität und fördern die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und Selbstständigkeit. Der Erhalt der eigenen Häuslichkeit wird unterstützt und Angehörige werden entlastet.
Hindernisse für bürgerschaftliches Engagement in der Pflege
Die größten Hindernisse und Barrieren für ehrenamtliches Engagement im Bereich der Altenpflege resultieren aus
- einem Mangel an Kontakt- und Koordinierungsangeboten sowohl für die Freiwilligen als auch für die Betreuten, so dass Hilfe selten genau dort ankommt, wo sie benötigt und auch gewünscht wird bzw. viele Pflegebedürftige überhaupt nicht erreicht werden
- einer mangelnden Vorbereitung der Freiwilligen auf ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld und damit einer fehlenden Vorbeugung von Überforderung und Fluktuation
- einer mangelnden fachgerechten Begleitung und Anerkennungskultur innerhalb und außerhalb der Einrichtungen.
Ziel des Modellprojektes
Ziel des Projektes war die Schaffung regionaler günstiger Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement in der Altenpflege durch:
- Die Einrichtung einer zentralen Kontakt- und Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Leistungen in Kooperation mit regionalen Pflegeanbietern mit den Aufgaben der Gewinnung, Qualifizierung und Vermittlung der Ehrenamtlichen an die Einrichtungen
- Die Qualifizierung der ambulanten und stationären Einrichtungen zum integrativen, engagementfreundlichen Umgang mit Ehrenamtlichen durch die Benennung und Schulung von festen Ansprechpartnern (Freiwilligen-Koordinatoren) in den Einrichtungen
- Die Vernetzung der Freiwilligen-Koordinatoren untereinander und somit die Ermöglichung eines gegenseitigen Austausches zur Förderung der Integration ehrenamtlichen Engagements in den Einrichtungen
- Die Erstellung eines Angebot-Nachfrage-Kataloges zur bedürfnisgerechten Versorgung mit niedrigschwelligen Betreuungsangeboten durch ehrenamtliche Besuchsdienste, um die Qualifizierung und Vermittlung der ehrenamtlichen Besuchsdienste passfähiger zu gestalten.
Praktisches Vorgehen:
Kooperation mit den Pflegeeinrichtungen
Die Freiwilligen-Agentur als Koordinierungsstelle rekrutierte und beriet ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, die mit Ehrenamtlichen zusammenarbeiten oder diese Zusammenarbeit weiter ausbauen wollten. In jeder Einrichtung wurde ein fester Ansprechpartner bestimmt und durch eine Schulung gezielt für das zukünftige Arbeitsfeld der Freiwilligenkoordination qualifiziert.
Die Schulung wurde von der Koordinierungsstelle durchgeführt und bearbeitete Themen wie:
- Notwendige Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement in der Einrichtung
- Anerkennungsstrategien
- Konfliktmanagement
- Planung der Aufgabenfelder
- Rechtliche Grundlagen u.a.
Die Freiwilligen-Koordinatoren in den Pflegeeinrichtungen profitierten hier vom Know-How und der langjährigen Erfahrung der Freiwilligen-Agentur, lernten sich untereinander kennen und konnten sich über geeignete Strategien, Hindernisse und Rahmenbedingungen austauschen. Gleichzeitig fungierten die Freiwilligen-Koordinatoren als Multiplikatoren einer positiven Ehrenamtskultur in ihren Einrichtungen.
Die Festigung des Netzwerks zwischen den regionalen Pflegeanbietern und der Koordinierungsstelle sollte durch einen kontinuierlichen telefonischen Austausch sowie vierteljährliche Treffen und einen regelmäßig erscheinenden Projekt-Newsletter unterstützt werden.
Unterstützung der freiwilligen Besuchsdienste
Weiterhin unterstützte die Koordinierungsstelle die Pflegeeinrichtungen durch die Übernahme der Rekrutierung und Beratung der Freiwilligen auf der Basis einer breiten Öffentlichkeitsarbeit. Die Freiwilligen sollten je nach Bedarf der Einrichtungen und den Präferenzen des Freiwilligen an Einrichtungen vermittelt und vom dortigen Freiwilligen-Koordinator mit Pflegebedürftigen vor Ort bekannt gemacht und begleitet werden. Zu Beginn ihres Einsatzes wurden die Freiwilligen auf ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld vorbereitet. In einer 10-teiligen Fortbildung zum "Freiwilligen Seniorenbegleiter" wurden unterschiedlichste Themen erarbeitet.Die Fortbildung für die Freiwilligen wurde soweit möglich von Fachkräften aus den Projekteinrichtungen oder anderen regional ansässigen Fachkräften durchgeführt und von der Koordinierungsstelle geplant, moderiert und begleitet. So sollte auch hier eine direkte Rückkopplung und Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen möglich sein.
Die Freiwilligen wurden neben den einrichtungsinternen Kontakten zum Freiwilligen-Koordinator und anderen hauptamtlichen Mitarbeitern in monatlichen Treffen auch von der Koordinierungsstelle begleitet. Ziele waren der Austausch zwischen den Freiwilligen, ihre inhaltliche Weiterbildung und die Rückkopplung an die Koordinierungsstelle.
Wissenschaftliche Begleitung
Der Aufbau der beschriebenen Koordinierungs- und Qualifizierungsstrukturen wurde fortlaufend wissenschaftlich evaluiert und reflektiert. Im Fokus der wissenschaftlichen Evaluation standen:
- die Auswirkungen der ehrenamtlichen Besuchsdienste auf die Lebensqualität und den Pflegebedarf der Betreuten.
- der inhaltliche und zeitliche Umfang ehrenamtlich angebotener (Betreuungs-)Leistungen.
- der inhaltliche und zeitliche Koordinierungsaufwand der Einrichtungen für ehrenamtliche Betreuungsleistungen.
- das Verhältnis des Finanzierungsbedarfs der Koordinierungsstelle und der Einrichtungen zu den Leistungen der Betreuten.
Projektergebnisse
Ausführliche Ergebnisse des Modellvorhabens können dem Endbericht unter Dokumente und Links entnommen werden.