STATEMENT - BERLIN, 09.11.2023 Psychiatrische Versorgung reformieren - mehr ambulante Behandlungen möglich und sinnvoll

GKV-Spitzenverband

Stefanie Stoff-Ahnis

„Die Versorgungsstrukturen für psychisch erkrankte Personen müssen dringend reformiert werden“, so Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, im Gespräch mit der Rheinischen Post. „Im internationalen Vergleich werden in Deutschland deutlich zu viele psychisch erkrankte Menschen stationär behandelt, obwohl dies auch ambulant möglich wäre. Gleichzeitig fehlt den Psychiatrien fast flächendeckend Personal, insbesondere in der Pflege und in Spezialtherapien wie Ergo- und künstlerischen Therapien“, so Stoff-Ahnis weiter gegenüber der Redaktion. Mehr als die Hälfte der psychiatrischen Krankenhäuser erfüllten noch nicht einmal die bundesweiten Mindestpersonalvorgaben. „So wie es heute ist, kann es nicht bleiben“, betonte Stoff-Ahnis.

In dem Zehn-Punkte-Papier formuliert der GKV-Spitzenverband zentrale Forderungen für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung, flankierend zu den aktuellen Plänen der Regierungskommission.

Insbesondere geht es um folgende Punkte:

Fast 60 Prozent der Psychiatrien halten Mindestpersonalvorgaben nicht ein- Im vierten Quartal 2022 setzten 57 Prozent der Krankenhäuser für Kinder– und Jugendpsychiatrie und 56 Prozent in der Erwachsenenpsychiatrie weniger Behandlungspersonal ein, als die bundesweite Mindestpersonalvorgabe vorschreibt. Dies belegen die Auswertungsberichte über die Personalausstattung in deutschen psychiatrischen Krankenhäusern. Veröffentlicht werden diese regelmäßig vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG).

Modellvorhaben nach § 64b SGB V- Die Rahmenbedingungen für Modellvorhaben einer besseren psychiatrischen Versorgung liegen seit dem Jahr 2012 vor, die bundeseinheitliche Evaluation wird seit 2015 durchgeführt. In ihnen wird Patientinnen und Patienten unter anderem ein bedarfsgerechter Wechsel zwischen voll-, teilstationärer, ambulanter oder ambulant aufsuchender Behandlung durch die Krankenhausmitarbeiter ermöglicht. Erkrankte und betreuendes Personal profitieren von diesen Ansätzen.

Blackbox „Qualität“ - Die bisherige psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung in Deutschland ist in Teilen intransparent. Ob und in welchem Ausmaß eine leitliniengerechte Versorgung stattfindet, wird nicht systematisch erfasst und untersucht. Das gilt sowohl für Psychopharmaka, die in psychiatrischen Krankenhäusern verabreicht werden, als auch für die unterschiedlichen psychotherapeutischen Ansätze.

Dokumente und Links