Mit der Fachzeitschrift Wohlfahrt intern hat die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Dr. Doris Pfeiffer über Hindernisse bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, die gematik und Erwartungen an die zukünftige Bundesregierung gesprochen.
Im Hinblick auf die gematik forderte sie dabei eine grundlegende Neuorientierung. Entweder müsse die gesetzliche Krankenversicherung hier die entscheidende Verantwortung für die Gestaltung bekommen oder die Verantwortung für die Finanzierung in die Hände des Staates übergehen. Statt „eines Durchregierens mittels Anteilsmehrheiten“ müsste die Selbstverwaltung wieder weit mehr aktiv in das Digitalisierungsprojekt eingebunden werden. „Statt starre Fristen vorzugeben und sich dann zu wundern, dass nichts klappt, sollte vertrauensvoll zusammengearbeitet und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Diesbezüglich muss ein neuer Wind einkehren“, erklärte Pfeiffer.
Sie wies in dem Gespräch darauf hin, dass in den letzten Jahren vor allem technische Probleme bei den Herstellern das zügige Vorankommen des Digitalisierungsprozesses erschwert haben. „Das Projekt war insgesamt so komplex, dass es in der Umsetzung hakte. Damit ist auch klar, dass mit der Übernahme der Mehrheitsanteile der gematik durch das Bundesgesundheitsministerium keineswegs alle Probleme gelöst wurden“, betonte Pfeiffer.
Im Zusammenhang mit der Finanzierung kritisierte sie die bisherige Lastenverteilung. Während alle Akteure des Gesundheitssystems von der Digitalisierung profitieren würden, müssten für die Kosten die Beitragszahlenden der GKV weitgehend alleine aufkommen. Ganz grundsätzlich stelle sich daher die Frage „…, ob eine solche neue Infrastruktur nicht eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die aus Steuermitteln finanziert werden sollte“, so Pfeiffer.
Mehr Tempo bei der Digitalisierung ist aus ihrer Sicht möglich, wenn Datenschutz im Sinne der Versicherten betrieben würde. So verstanden muss Datenschutz „…auf der einen Seite die Rechte und Freiheiten der Versicherten schützen, auf der anderen Seite aber auch immer den Nutzen der jeweiligen Maßnahme abwägen, sodass Datenschutz am Ende nicht zur Bremse bei sinnvollen Versorgungsverbesserungen wird“, erläuterte Pfeiffer. Hier um Vertrauen bei den Versicherten zu werben und deutlich zu machen, welche Daten für die Entwicklung versichertenfreundlicher Versorgungslösungen gebraucht werden, sei Aufgabe der GKV, aber natürlich auch der Politik.