In Deutschland leben annähernd 88.000 Menschen mit HIV. In guter Behandlung ist für Betroffene eine fast normale Lebensführung möglich. Entscheidend ist eine qualifizierte, strukturierte Versorgung, die eine spezialisierte Behandlung sicherstellt. Vor zehn Jahren – im Sommer 2009 – wurde deshalb die „Qualitätssicherungsvereinbarung HIV/Aids (QS-V HIV)“ im Bundesmantelvertrag Ärzte verankert. Das Ziel: Eine bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung von HIV-/Aids-Patientinnen und Patienten nach einheitlich hohen Qualitätsstandards in ganz Deutschland.
„Nach zehn Jahren lässt sich anlässlich des Welt-Aids-Tages 2019 das Fazit ziehen: Ziel erreicht“, so Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV): „Die Behandlung von Menschen mit HIV und Aids in Deutschland zeigt exemplarisch die Qualität in der ambulanten medizinischen Versorgung; die Krankenkassen wiederum wissen, dass ihre Versicherten mit HIV/Aids von Experten strukturiert und qualitativ hochwertig betreut werden.“
Das Versorgungskonzept zur spezialisierten Betreuung von Menschen mit HIV und Aids wurde durch die KBV und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) gemeinsam entwickelt und dann als QS-V HIV mit dem GKV-Spitzenverband zum 1. Juli 2009 in den Bundesmantelvertrag Ärzte aufgenommen. Seitdem definiert die QS-V HIV Struktur- und Prozessqualität, schreibt Qualifikation und Erfahrung der gegenwärtig 316 HIV-Schwerpunktärztinnen und -ärzte fest und gewährleistet die Finanzierung.
„Für die betroffenen Patientinnen und Patienten hat sich die Versorgungssituation mit der Qualitätsvereinbarung massiv verbessert. Seitdem werden sie von fachlich besonders qualifizierten Schwerpunktärzten betreut, die sich zudem durch HIV-spezifische Fortbildungen stets auf dem aktuellsten Wissensstand hinsichtlich der Behandlung Betroffener halten“, betont Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband.
Ein wichtiger Erfolg: Die Vorgaben der Vereinten Nationen zu HIV/Aids – 90 Prozent der Menschen, die in Behandlung sind, werden auch medizinisch erfolgreich behandelt – werden in Deutschland mittlerweile erfüllt: Aktuell liegt laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 92 Prozent der Betroffenen die HI-Viruslast unter der Nachweisbarkeitsgrenze (<50 Kopien/ml). Im Jahr 2008 war dies noch bei nur etwa 80 Prozent der Fall. Hinzu kommt: Analysen zu HIV-Therapiestrategien („Prophet“-Studie) zeigen unter anderem, dass sich die Kosten für die HIV-Medikation bei noch nicht behandelten Patientinnen und Patienten in der Schwerpunktversorgung verringern – bei gleichzeitig deutlich verbessertem medizinischen Outcome.
dagnä-Vorstand Dr. Axel Baumgarten ergänzt deshalb: „2009 war die entscheidende Weichenstellung in den Versorgungsstrukturen. Bedarfsgerechte Standards bei Struktur, Qualität und Vergütung sind die Grundlagen für eine mittlerweile zehnjährige Erfolgsgeschichte – in der Betreuung der betroffenen Patientinnen und Patienten, aber auch wirtschaftlich, wie die Versorgungsforschung deutlich macht.“